Blogbeitrag in Allgemein
Finden wir einen Nachfolger für unseren Vater!
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Finden wir einen Nachfolger für unseren Vater!
Lasst uns gemeinsam einen Nachfolger finden – der heutige Blogbeitrag wird persönlich. Letzte Woche haben wir uns mit den gängigen Vorurteilen auseinandergesetzt, warum junge Ärzte nicht aufs Land wollen. Die vorgestellten Studien und Umfragen zeigten, dass es sie durchaus gibt, die „Landarzt-willigen Mediziner“. Nur fühlen sie sich vielleicht oftmals nicht so ganz angesprochen, mehr noch, sie werden überhaupt nicht erreicht. Deshalb möchte ich Sie und Euch heute ganz gezielt ansprechen. Lange habe ich überlegt, über was ich heute schreiben könnte, wie könnte ich meine Überzeugung glaubhaft darstellen? Kürzlich wurden wir in den sozialen Medien gefragt, warum wir tun, was wir tun. Ja, warum eigentlich? Wir sind keine Ärzte – und auch keine Politiker. Was treibt uns dazu, dieses aus unserer Sicht so wichtige Problem anzugehen? Vielleicht kann ja unser eigener Hintergrund zeigen, wie toll so ein Leben auf dem Land und als Landarzt sein kann.
Am Anfang war das Ungewisse
Als unser Vater Joachim Fleischhut, Allgemeinmediziner, heute fast 65 und noch immer mit Herz bei der Sache, vor gut 25 Jahren beschloss, der Klinik den Rücken zu drehen, um seinen Traum vom selbstständigen Arzt in einer Landarztpraxis nachzugehen, bedeutete dies für uns drei Söhne und unsere Mutter, dass wir aufbrechen mussten ins Ungewisse. Die Stadt hinter uns zu lassen, fiel uns damals noch relativ leicht, da wir alle recht jung waren. An das Thema Nachfolger war damals freilich noch nicht zu denken.
Mitte der 90er Jahre bedeutete dieser Schritt einen hohen finanziellen Aufwand, da die KV-Sitze auch auf dem Land noch rar gesät waren. Für einen 6-stelligen Betrag musste der gewillte Arzt zunächst einmal mit diesem Sitz quasi die „Lizenz“ zum Arbeiten erwerben. Da war noch keine Praxis von gebaut und kein Sono gekauft. Die medizinische Versorgung war im Großen und Ganzen gesichert und da musste man sich seinen Traum eben was kosten lassen.
Allen Widerständen zum Trotz fand unser Vater eine Praxis, die er gemeinsam mit einem Kollegen als Gemeinschaftspraxis übernehmen konnte. Es war eine aufregende Zeit und wir platzten vor Stolz, als wir dann 1997 bei der Eröffnung der Praxis unseres Vaters zwischen den ganzen wichtig aussehenden Leuten umherstreiften. Wir zogen in ein Dorf mit knapp 8.000 Einwohnern und kannten niemanden. Doch uns und vor allem unseren Vater kannte jeder ab Tag eins. In der Pizzeria wurden wir mit einem freudigen „Dottore“ begrüßt und die vielen Landwirte und Bauern aus der Region ließen selten eine Gelegenheit aus, um sich mit den besten Leckereien bei unserem Vater für einen seiner weiteren Hausbesuche zu bedanken. Schon damals zeigte sich sehr schnell, welche Bedeutung der Landarzt für die Bewohner hatte.
Die härteren Zeiten – vom Angestellten zum Unternehmer
Klar, nicht alles lief toll zu Beginn. Vor allem die Wochenend- und Nachtdienste sorgten regelmäßig für einen windschiefen Haussegen, das nagte so manches Wochenende an den Nerven. Aber mit der Zeit renkte sich das ein und nach einigen Jahren wurde ein hausärztlicher Notdienst am regionalen Krankenhaus eingerichtet, der seither abwechselnd von den anliegenden Landärzten betrieben wird. Manchen passt das gut, da es eine lukrativen Nebeneinkunft darstellt. Andere, wie unser Vater, konnten sich aus dem Betrieb nach und nach zurückziehen und sich auf das Kerngeschäft konzentrieren. Auch die Umstellung vom Angestellten zum Unternehmer war zu Beginn nicht leicht. Plötzlich musste man sich um Steuervorauszahlungen in absurden Höhen kümmern, hatte Personal zu betreuen und Aufgaben zu verteilen, eben einen Betrieb zu leiten. Unser Vater ist ein fantastischer Arzt, der kaufmännische Teil war ihm denke ich meist eher zuwider. All diese Hindernisse kamen und verschwanden jedoch wieder, für alles fand sich früher oder später eine Lösung.
Für alles gibt es Lösungen – Landarzt mit Leib und Seele
Nirgends steht geschrieben, dass der Arzt alles selbst machen muss. So übernimmt seit Jahrzehnten der gut bekannte und vertraute Steuerberater die Finanzen, der IT-Dienstleister die gesamte IT im Haus. Für die Nachfolgerin oder den Nachfolger steht zur Option, ebenfalls eine Gemeinschaftspraxis zu eröffnen und so den Verwaltungsteil gemeinsam zu schultern. Die ÄrztIn sollte sich (und will es meistens auch) primär um die ärztliche Versorgung kümmern. Beim Landarzt bedeutet das, sich voll und ganz auf seine Patientinnen und Patienten einzustellen. Nicht wenige der heute erwachsenen PatientInnen kannte unser Vater bereits als Baby. So etwas baut ein ungemeines gegenseitiges Vertrauen auf und mal ehrlich: Was könnte es besseres im Beruf geben?!
Auch alles gute muss ein Ende haben, damit es für die Nachfolger weitergehen kann
Seit fast 25 Jahren läuft der Betrieb nun stabil und auch vorher war an derselben Stelle schon die alte Praxis und davor und davor. Seit über 150 Jahren wird so die ärztliche Versorgung in unserem Heimatort Frielendorf aufrecht erhalten. Doch auch unser Vater muss sich früher oder später vom aktiven Dienst in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden und einen Nachfolger finden. Aber das fällt natürlich ungemein schwer, wenn man nicht den Betrieb in sicherer Fortführung weiß.
Warum wir tun, was wir tun
Seit Jahren sucht unser Vater nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger, bisher leider nicht nur erfolglos, sondern so gut wie ohne einen potenziellen Kontakt. Das wunderte uns, denn aus unserem beruflichen Umfeld wissen wir, dass es zahllose Nachwuchsärzte gibt, von denen sich ein erheblicher Teil zumindest vorstellen kann, auf dem Land zu leben, wie wir auch schon im letzten Artikel versucht haben, darzulegen. Bei einem gemütlichen Beisammensein entwickelten wir ein Konzept – eine Idee, die es so bisher noch nicht gab. Es gibt schöne Insellösungen, die nie wirklich relevant werden, weil sie viel zu regional gedacht sind. Nationale Portale sind zumeist sehr trocken und reine Datenbanken. Also wollten wir aus beiden Welten das Beste vereinen – eine nationale Landarztbörse, die wirklich zeigt, was das Leben als Landarzt bedeutet, um so vielleicht einen Unterschied machen zu können. Das Konzept, zu Beginn noch recht vage, wurde schnell konkreter und obwohl wir nur rudimentäre Programmierkenntnisse hatten, begannen wir mit der Erstellung dieses Portals. Die Lernkurve war enorm, in kurzer Zeit hatten wir einen Prototypen gebaut und unserer Heimatgemeinde vorgestellt. Begeistert von der Idee, gelähmt von Corona, war es nicht immer leicht. Doch egal, wen wir ansprachen: Vom Konzept sind alle begeistert. Das gab und gibt uns Mut, weiterzumachen.
Also, warum eigentlich? Um unserem Vater eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu bescheren. Und um noch viel mehr Leuten zu helfen. Helft uns, dies zu schaffen! Teilen Sie den Blog in den sozialen Medien! Erzählen Sie ihren KollegInnen und KommilitonInnen davon.
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